„Real America“ auf ner Pferdefarm in Kerhonkson…

imageNach dem Schock auf der „organischen“ Sklavenfarm hatten wir uns nach 2 wochen Toronto und Montreal auch erstmal einigermaßen erholt und hatten ehrlich gesagt sowas von die Schnauze voll von Großstadt, dass uns Coris Pferdefarm gerade recht kam.

Also ab innen Zug in Montreal (1,65 Mio.) und schlappe 9,5 Stunden später ist man schon in Kerhonkson (1500 Tsd.). Zufgahren muss auch erstmal gelernt werden in Kanada. Auffen letzten Drücker in den eigentlich schon abfahrenden Zug ist nämlich nicht. Hier wird alles schön ordnungsgemäß und extrem entspannt wie am Flugzeug mit Boarding und vorheriger Ticketkontrolle bzw. Gepäckabgabe gehandhabt. Find ich persönlich echt in Ordnung und die Züge sind auch absolut Top von den Plätzen und der Beinfreiheit her. Geschwindigkeit ist dagegen eher gering was auch die lange Fahrtzeit erklärt, was allerdings durch kostenfreies Wifi nicht zu sehr auffällt;-)

Angekommen in Kingston wurden wir dann auch püntklichst von Cori im Mini abgeholt. Angekommen in Kerhonkson auf der Pferdefarm von Cori wurde uns dann auch direkt ne Kanne Heineken inne Hand gedrückt und auf ne tolle bevorstehende Zeit angestossen. Das ist doch mal ne Begrüßung nach unserem Gusto 😀

Zu der Farm und dem ganzen drumherum hier mal ein paar Details. Cori besitzt ne Pferdefarm mit 7 Pferden namens, Monday, Blue Jay, Taz, Beezie, Holy Mac, Pokey und Frechdachs Napoleon. Dort lebt sie mit ihrer Tochter Hattie und ihrem aktuellen Freund Joe. Ebenfalls auf Coris Farm steht n kleines Cottage und ein vintage Airstream Camper, die beide via Airbnb vermietet werden. Cori ist nach diversen Jobs in Manhatten und zeitweiligem Besitz eines Hausbootes von hier nach da und schlussendlich aufs Land gezogen und schon unglaublich viele tolle Sachen erlebt und gemacht 😀 Einen Menschen mit soviel Energie trifft man selten 🙂

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Ne Pferdefarm in der Gegend ist auch echt nicht die schlechteste Idee, weil unendlich viele steinreiche New Yorker genau in dieser Gegend ihr „Wochenendhaus“ haben und dann am Wochenende mal mit den Kiddies was schönes inner Natur mit Tieren und so unternehmen wollen. Unsere Aufgabe auf der Farm war es somit morgens gegen 7-8 erst mal die Pferde zu füttern. Also ab zum Stall laufen oder wenn wir mal wieder bissken faul waren einfach schnell das Golfkart schnappen und runtergebrettert. Witzig ist, dass die Pferde das natürlich direkt checken dass da wer kommt und völlig ausrasten. Mit nem Affenzahn gallopieren die dann in ihren Stall und ballern mit den Füßen immer schön gegen ihren Eimer damit wir den auch ja mit Kraftfutter füllen 😉 Ist das vollbracht und die Ställe gesäubert kann man dem zufriedenen Kauen und Schnauben der Pferde zuhören und sich aufs Frühstück (natürlich Eier mit Speck) mit Käffchen freuen.

Neben den Pferden haben wir uns vor allem um die komplette Farm gekümmert und da fällt natürlich immer was an. Ich bin des öfteren mal auf dem Rasenmähertrecker bei erstklassigem 70er Jahre Rock über die Wiesen gebrettert und Joana hat sich um das Cottage gekümmert. Sonstige Aufgaben waren Tulpen pflanzen…Unkraut jähten…das Haus putzen…oder den Elektrozaun der Pferde reparieren. Keine Ahnung wie, aber Napoleon hats irgendwie geschafft sich unter dem Zaun (wo eigtl Strom drauf sein sollte) herzurollen und hat uns dann quasi täglich irgendwo in der Wildnis begrüßt.

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Ich war auch einige Male bei Coris Freund Joe auf Maloche dabei. Also dann mal zu Joe…nem echten Unikat unserer Meinung nach 😀

Wir haben uns eindeutig drauf geeinigt, dass es kaum ne bessere Beschreibung für Joe gibt als die olle Phrase „Harte Schale, weicher Kern“. Ich beschreibe ihn mal ganz grob…45 Jahre..von Beruf..ja wie nennt man das einfach..sagen wir so..er schnallt sich seine Spikes um..Werkzeuggürtel mit ner Fuchsschwanzssäge und der kleinen Motorsäge…klettern dann einen der unzähligen Bäume hoch und sägt die kurz und klein. Eigentlich genau mein Job..wäre da nicht diese panische Höhenangst 😀

Weiter zu Joe…fährt nen 75er Gran Torino..Cowboy Hut, Sonnebrille und Lederjacke scheinen angewachsen zu sein..43er Bizeps…selbstgemachtes Messer am Gürtel…ständig Kautabak inne Backe oder Zigarre auffem Zahn…Lieblingsgetränk: Becks…Lieblingsessen: egal hauptsache blutiges Fleisch ohne Gemüse…weckt einen auch ganz gerne mal morgens um 7 mit seinem Gewehr auf der Eichhörnchenjagd (die roten sind die ganz fiesen haben wir gelernt).

Er selber würde sich vermutlich als „real fuckin badass“ beschreiben.

Aber wie gesagt…die harte Schale trügt…die andere Seite von Joe ist nämlich ne wirklich unerwartete…

Alleinerziehender Vater vonnem echt spitzenmäßigen 21 jährigen Sohn Angelo…hilft Cori auf der Farm wirklich überall und jederzeit wo es nur geht…Freizeit heißt nämlich für den 6 Stunden land ne Runde im Garten ne Steinmauer zu bauen..Hauptsache es gibt nen Becks als Belohnung…seit mehr als 20 Jahren Einmannunternehmen von nem wirklich gefährlichen und verantwortungsvollen Job und das alles nur über Mundpropaganda (das bedeutet mal gute zuverlässige Arbeit ;-)) Ich bin dann ein paar mal mitgefahren und habe die kleinen Bäume gefällt und die übergeblieben Äste und Baumstämme in nen Woodchipper geschmissen…kaum anstrengend aber eigtl geile Arbeit. In der Natur…anstrengende Arbeit…Geruch von zerhexelten Pinien find ich sowieso ganz angenehm…mittags schön was deftiges auffe Gabel..nach erfolgreicher Arbeit nen paar Bierchen zischen und man sieht knaller Buden. Die Kunden von Joe sind nämlich (wie soll es anders sein) ebenfalls irgendwelche steinreichen Großstädter aus New York, die nicht wissen was sie mit ihrem zweiten oder dritten Haus anfangen sollen und eh nie da sind. Trotzdem soll der Rasen und die umliegenden Wälder immer bitte schön geschnitten sein 😀 Irgendwie traurig…Kohle wie Heu…müssen dafür allerdings 70-80 Stunden die Woche malochen und kommen dann evtl mal vom Samstag auf Sonntag aus New York ins Hudson Valley und wollen dann aber einfach nur noch ihre Ruhe haben und einfach niemanden mehr sehen (so hat es zumindest ein Kunde erklärt der irgendwelche Szenenbilder fürs Kino kreiert).

Ja mit Joe und Cori war schon ne spitzenzeit..immer gut was zu malochen gehabt, aber wir haben auch wirklich jeden Abend quasi was unternommen. Die beiden tun sich nämlich auch ganz gerne mal einen ein und deshalb gabs des öfteren nen Lagerfeuer…Essen gehen (Roughcut oder zum bayrischen Brauhaus :D) oder wir haben für die beiden gekocht..Cori kocht nämlich nicht und daher war Joe immer absolut begeistert wenn wir ihm ne Lasagne oder nen Stück Fleisch gebraten haben…da hatter sogar den Salat mit Genuss verschlungen 😀 Mit den beiden sind wir dann auch zu den versteckten Stony Kills Falls gewandert…was quasi nur 10 Minuten weg ist aber echt der hammer war. Riesige Felsen mit wie immer in der Gegend unglaublich vielen und hohen Bäumen. Und mitten zwischen diesen Wäldern n (abhängig vom Regenfall) großer, hoher Wasserfall. Ein Tag waren wir dann unten am See des Wasserfalls und sind an nem anderen Tag auch nochmal hochgeklettert und konnten aufgrund des fehlenden Wassers durch den Fluss latschen. Hudson Valley ist echt schon ne schöne Gegend und hätte in der Nähe von New York niemals solche Berge und Gegenden mit Natur erwartet. Kein wunder dass sich alles New Yorker mit genügend Kleingeld da nen schönen Zweitwohnsitz zulegen.

Zwei Tage haben wir uns dann die umliegenden Hightlight Woodsstock (nein da war nicht das Festival) und Bethelwoods (ja genau da war nämlich das Festival) angeguckt. Woodstock ist ne möchtegern Hippiestadt die eigtl ganz cool aussieht mit vielen bunten Häuschen. Und Bethelwoods ist einfach die riesige Wiese wo damals DAS Festival überhaupt stattgefunden hat. Da wurde jetzt nen riesiges Museum hingebaut was auch wirklich interessant war. Ich meinerseits hab da auf jeden Fall ne Menge über die amerikanische Geschichte gelernt. Bin ja nicht so der Geschichtsexperte, aber da ging schon einges ab was man sich echt mal zu Gemüte führen sollte, sehr interessant 😉

Damit es vom Lesen nicht zu langweilig wird hier erstmal zwischendurch die dazugehörigen FOTOS!!!

Die Zeit auf der Farm verging auch wiedermal leider wie im Fluge…Pferde füttern…mal ne Runde reiten…ich bin übrigends nen „natural Cowboy“…Zitat Cori..wirklich jetzt..setz mich auffen Pferd und Winnetou isn Scheiss dagegen 😀 Ansonsten haben wir mal den Napoleon und Beezie gesäubert…sind mit dem Motorrad rumgepeezt oder haben einfach mit Joe und Cori nen paar Becks getrunken…einfach ne entspannte Zeit mit viel Arbeit aber umso mehr Entspannung nach erledigter Arbeit 😉

Ich fands schon echt cool mal das „wahre Amerika“ kenne gelernt zu haben. Klar „bigger is better“ ist an jeder Ecke zu erkennen. Ob es die Trucks, die Supermärkte wie Wallmart oder die Pizzen sind…es muss einfach immer alles in völlig übertriebenen Ausmaßen sein. Das Jerry (nen tschechisch slovakischer Einwanderer) bei der wöchentlichen Poolnight (mit ausreichend Pilsener Urquell und Becks –> Joe hatte ab 10 Uhr seine Muttersprache verloren) auf einmal nen Clint Eastwood Revolver aussem Schrank holt ist dort halt auch einfach normal. Im Ganzen haben wir richtig nette, hart arbeitende zufriedene Leute kennen gelernt und sind jetzt im Nachhinein mega froh, dass die Sklavenfarm in Toronto so ein Reinfall war.

Nächster Stop auf unserer Route war anschließend Vancouver. Der Flug ging von New York…um 11:25…und wir haben mussten mit dem Bus um 7 in Kerhonkson losfahren um dann gegen 9:30 in Manhatten umzusteigen und zum JFK zu fahren…kann ja nicht so lange dauern denk ich mir natürlich, was sich im Endeffekt als verdammt knapp herausgestellt hat 😀 Ja ich muss zugeben..ich unterschätze die Entfernungen dann doch immer noch…von Manhattan zum JFK sind es nämlich nur ne knappe Stunde und bei dem morgendlichen Berufsverkehr in NEw York…naja sagen wir so..es war einfach nur unglaublich scheiße 😀 wir hatten aber mal wieder Glück und haben sonen Cop angeschnackt der uns alles voll gut erklärt hat wohin wir müssen und wie das abläuft..

Im Endeffekt haben wir es geschafft, aber mein Eindruck von New York is nicht grade besser nach dieser morgendlichen Tortur…einfach viel zu groß und voll und scheiße…aber nachdem wir über Salt Lake City nach Vancouver geflogen/gelandet sind, dazu ne echt coole Bude mitten in Downtown hatten, war das auch schon wider vergessen und man hat mal wieder dazu gelernt. Immer schön ausreichend Puffer vor nem Flug einplanen…ist einfach besser für die Pumpe und die Stimmung 😉

 

 

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